Die aktuelle Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge erzählt vom Aufwachsen in Weimar (Thüringen). Es geht um die Provinzialität einer Kulturhauptstadt, um Politisierungserfahrungen, Szenekonflikte, Selbstmord und Polizeigewalt. Anlass war ein Talk mit Schorsch Kamerun im Rahmen der Reihe „Bevor wir Kippen“ auf dem Kunstfest Weimar. Zwischendurch funken auch Raoul Hausmann und die Punkbands PLENUM und Prüfkörper mit hinein. Weimar, du hattest so viele Chancen.
09/2024 – Isaac Steinberg
Isaac Nachman Steinberg war Rechtsgelehrter, Aktivist und Mitbegründer der Partei der Linken Sozialrevolutionäre in Russland. Er nahm aktiv an der Oktoberrevolution 1917 in Russland teil und war als Justizkommissar von Dezember 1917 bis März 1918 Teil der Koalitionsregierung, die Bolschewiki und linke Sozialrevolutionäre gemeinsam gebildet hatten. Schon bevor die Bolschewiki zur Verfolgung der linken Sozialrevolutionäre übergegangen waren, kritisierte Steinberg die Anwendung des Terrors und die Einrichtung der Tscheka durch die Bolschewiki. Im Rückblick auf die Oktoberrevolution entwickelte Steinberg das Konzept eines ethischen Sozialismus und das Prinzip einer revolutionären Gewaltenteilung. Dass Steinberg, die linken Sozialrevolutionäre und ihre spezifische sozialistische Ausrichtung heute weitestgehend vergessen sind, ist als Teil der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts zu verstehen.
In dieser Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ sprechen Hendrik Wallat, Meggy Freckmann und Julian Meinelt über die Aktualität der Gedanken von Isaac Steinberg.
Musik: The Unternationale | Black Ox Orkestar | Dziga Vertov | Ekkehard Ehlers
Literatur
- Hendrik Wallat: Oktoberrevolution oder Bolschewismus. Studien zu Leben und Werk von Isaak N. Steinberg (2013, Edition Assemblage)
- Isaak Steinberg: Gewalt und Terror in der Revolution. Das Schicksal der Erniedrigten und Beleidigten in der russischen Revolution (2024, Edition Anares)
- Isaak Steinberg: Thesen zum Staat, in; Willy Birkenmaier (Hrsg.): Isaak Steinberg: Von Moskau nach Sidney (2001)
- Isaak Steinberg: Der Platz des Anarchismus in der linken Volkstümlichkeitsbewegung, in: Ne znam – Zeitschrift für Anarchismusforschung Nummer 13 | Herbst 2022
- Hendrik Wallat: Terror und Gewalt in der Revolution (Erweitertes Nachwort zu „Gewalt und Terror in der Revolution“, Kritiknetz)
- Julian Meinelt, Meggy Freckmann: „Kreative Abtötung des Staates“. Über Isaac Steinberg, in: Eine Bewegung zur Befreiung des Individuums – Beiträge aus der Kantine ‚Sabot‘ zur Theorie und Geschichte des Anarchismus
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08/2024 – CoBrA
CoBrA war der Name einer internationalen Künstler-Gruppe, die von 1948 bis 1951 existierte – Copenhagen, Brüssel, Amsterdam. CoBrA war der Versuch, an die Avantgarde der Zwischenkriegszeit anzuknüpfen. Dies erforderte einen Bruch mit dem in der Nachkriegszeit etablierten Surrealismus. CoBrA orientierte sich an der Kunst von Kindern und Psychiatrisierten und opponierte gegen die abstrakte Moderne wie gegen den sozialistischen Realismus gleichermaßen. Bei all dem ging es um das Wiedererlangen einer Sprache für ein revolutionäres Begehren. CoBrA blieb ein Zwischenspiel, bevor die 1960er Jahre die Avantgarde noch einmal auf eine völlig andere Art und Weise aktualisierten.
Diese Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge erzählt die Geschichte von CoBrA und versucht, einige ihrer Bilder hörbar zu machen. Zu Wort kommen Roberto Ohrt und Mikkel Bolt Rasmussen. sprach die Bildbeschreibungen. Julie, Lena und Ralf sprachen die CoBrA-Zitate. Musik: Kali Malone | Asger Jorn & Jean Dubuffet.
Beschriebene Bilder
- Constant – Fest der Traurigkeit (1949)
- Carl-Henning Pedersen – People and Animals in a Landscape (1940-44)
- Asger Jorn – Lockung (1960)
- Asger Jorn – Le droit d’aigle (1950)
Literatur
Roberto Ohrt: Phantom Avantgarde. Eine Geschichte der Situationistischen Internationale und der modernen Kunst, Hamburg 1990.
Simon Ford: Die Situationistische Internationale. Eine Gebrauchsanweisung, Hamburg 2006.
Pierre Gallissaires (Hrsg.): Cobra. Nach uns die Freiheit!, Hamburg 1995.
Mikkel Bolt Rasmussen: After the Great Refusal. Essays on contemporary art, its contradictions and difficulties, Zero Books 2018.
07/2024 – Tanz den Kommunismus
Das Buch „Tanz den Kommunismus – Punkrock DDR 1980 bis 1989“ enthält 38 essayistische Portraits über Punkbands in der DDR, die dort unter den Bedingungen der Illegalität Musik machten und einen subkulturellen Ausdruck entwickelten. „Ihre Illegalität in der Totalität war konsequent. Der Arbeiter- und Bauernstaat hämmerte auf diese missratenen Kinder ein und beschnitt ihre Lust, sich frei zu entfalten. (…) Ihr Tumult war die befreiende Störung der sozialistischen Ordnung, ihr Pogo ein ‚Tanz den Kommunismus‘.“ (Gericke) Diese Sendung enthält ein Gespräch mit Henryk Gericke über sein Buch, geführt auf der Kantine „Zone“ in Chemnitz.
Musik: Letzte Diagnose – Agnes Kraus | Gefahrenzone – Stein auf Stein | Rosa Extra – Sofadecken Platzpatronen
06/2024 – Reitbahnstraße 84
Chemnitz ist nach Dresden und Leipzig die drittgrößte Stadt Sachsens. Aber wie viele andere ostdeutsche Städte hat Chemnitz ein eher provinzielles Image und ist geprägt von Deindustrialisierung, Bevölkerungsrückgang und Leerstand. Doch auch in einer Stadt wie Chemnitz finden Aufwertung und Stadtentwicklung statt – dies ist nicht zuletzt im Zuge des kommenden Kulturhauptstadtjahrs zu spüren. Eine – wenn auch inoffizielle – Wegmarke der Stadtentwicklung von Chemnitz war die Auseinandersetzung um das Hausprojekt in der Reitbahnstraße 84, das von 2007 bis 2010 existierte. Diese Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ erzählt die Geschichte dieses Hausprojekts und ist dabei ein Lehrstück über die Integration radikaler Gesten. Zu Wort kommt Dominik Intelmann, der im August 2022 eine Stadtführung durchführte, in der er „Chemnitz von hinten“ aufzog.
Musik: Jens Ausderwäsche | Baumarkt | [Röferenzen] | AG Geige
Hinweis: Kantine ZONE | Vortrag von Dominik Intelmann auf der Kantine ZONE
Chemnitzer Stadtgeschichte bei Wutpilger-Streifzüge:
05/2024 – Operaismus
Der Operaismus war eine dissidente marxistische Theorieströmung in Italien. Gegen die staatstragende Ausrichtung von Partei und Gewerkschaft begannen die frühen Operaisten, eine Aufmerksamkeit für die Veränderungen der Arbeiterklasse und für verdeckte Klassenbewegungen zu entwickeln. Sie prägten den Begriff der „Klassenzusammensetzung“, entwickelten die Methode der „militanten Untersuchung“ und formulierten eine Kritik technischer Rationalität. Die Sendung skizziert Stärken und Schwächen dieser neomarxistischen Strömung und formuliert eine Kritik am „Postoperaismus“. In der Sendung kommen Christian Frings sowie Mario, Lorenzo und Dietmar zu Wort. Sie entstand im Nachgang zu einem operaistischen Netzwerktreffen in Halle. Musik: Giovanni Fontana, Gruppe Nuova Consonanza, Giuseppe Ielasi.
Die Sendung schließt die Wutpilger-Trilogie zu italienischer Bewegungsgeschichte vorläufig ab. Zur Trilogie gehören auch: 03/2024 – Senza Chiedere Permesso | 04/2024 – Insurrektionalismus.
Ergänzendes Material
04/2024 – Insurrektionalismus
Diese Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ widmet sich dem Insurrektionalismus. Insurrektionalismus leitet sich ab vom Begriff Insurrektion – übersetzt: Aufstand, Erhebung, Aufruhr. Manchmal wird der Insurrektionalismus auch „aufständischer Anarchismus“ genannt – es handelt sich um ein Konzept, das innerhalb des anarchistischen Milieus entwickelt wurde. Mario Cravallo rekonstruiert die Entstehung des Insurrektionalismus aus dem Ausgang der Autonomia und der 77er-Revolte in Italien. Es geht um die Methode des Aufstands, um Offensivtheorie und Affinitätsgruppen, um die Logik der Quantität und die Kritik der Gewerkschaften und um Widersprüche und Leerstellen des Insurrektionalismus.
Ergänzendes Material:
03/2024 – Senza Chiedere Permesso
Der Film Senza Chiedere Permesso („Ohne um Erlaubnis zu fragen“) von 2014 zeigt Lebenserinnerungen und Erfahrungen des FIAT-Arbeiters Pietro Perotti. Perotti hatte seit Ende der 1960er Jahre Betriebsversammlungen, Streiks, Protestaktionen und Demonstrationen bei FIAT in Turin mit einer Super-8-Farbfilmkamera dokumentiert. Er selbst hatte sich mit Grafiken, Stickern, Flugblättern und Aktionspuppen an diesen Auseinandersetzungen beteiligt. So zeigt der Film wichtige Erfahrungen der Bewegung der Autonomia in den 60er und 70er Jahren in Italien. Über den Film kommt Maximilian Hauer zu Wort, über die Klassenkämpfe im Italien der 60er und 70er Jahre spricht Christian Frings.
Es geht um Klassenkämpfe in Italien, um betriebliche Auseinandersetzungen bei FIAT, um die Bewegung der Autonomia, um Kampferfahrungen und Niederlagen. Nicht zuletzt geht es um den Beitrag des Films zu einer proletarischen Öffentlichkeit.
Der Film Senza Chidere Permesso kann bei streeen.org gestreamt werden. Maximilian Hauer hat in der 8. Ausgabe des Magazins Kunst, Spektakel & Revolution einen Text über den Film veröffentlicht. Das Interview mit Maximilian Hauer findet sich in Rohform hier – das Gespräch mit Christian Frings hier. Musik: La Ballata de la FIAT | CCCP – Io sto bene.
02/2024 – Spur der Steine
Der Roman „Spur der Steine“ von Erik Neutsch (erschienen 1964 im Mitteldeutschen Verlag Halle) galt in der DDR als repräsentativ für die literarische Programmatik des Bitterfelder Weges. Das Buch handelt von den Konflikten in einem im Aufbau befindlichen Chemie-Werk bei Halle. Hintergrund ist die Einführung des „Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung“ in der DDR in den 1960er Jahren. Im Roman wird es so dargestellt, dass für diese neue Art der Produktion starr-hierarchische Planungsvorgaben hinderlich sind, dass es ein Verständnis für die Probleme auf allen Ebenen und die damit beschäftigten Menschen geben muss, dass die verschiedenen Ebenen in einem verstehenden Austausch miteinander stehen müssen. Die Stärke des Romans ist, dass die Konflikte gezeigt werden. Das Problem des Romans ist, dass er diese Konflikte harmonistisch auflöst. Diese Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ stellt den Roman „Spur der Steine“ vor und lässt dabei auch den Germanisten Stephan Pabst und die Historikerin Renate Hürtgen zu Wort kommen.
Ergänzendes Material:
- Ausführliches Interview mit Stephan Pabst FRN | YT
- Ausführliches Interview mit Renate Hürtgen und Bernd Gehrke FRN | YT
- Ankündigung der Kantine „ZONE“
01/2024 – Thomas Harlan
Thomas Harlan war Autor und Regisseur. In seinen Filmen und Büchern hat sich Harlan immer wieder mit der Geschichte und Gegenwart des Nationalsozialismus und der Shoa auseinandergesetzt. Thomas Harlan – das war einer, für den die Vergangenheit keine Vergangenheit gewesen ist und der sich nicht anpassen konnte ans Verdrängen, Verschweigen, Einfach-weiter-Machen. Nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen Familiengeschichte – er war der Sohn Veit Harlans, Regisseur des antisemitischen Propagandafilms „Jud Süß“. Wenn Thomas Harlan bekannt ist, dann für sein filmerisches Werk, insbesondere den Film „Wundkanal“. Selten besprochen hingegen wird sein literarisches Werk. Seine Romane „Rosa“ und „Heldenfriedhof“ beschäftigen sich mit den Vernichtungsaktionen der Nazis in Polen. Diese Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ setzt sich mit Harlans „Täterliteratur“ auseinander.
Die Sendung basiert auf Interviews, die im Januar 2023 auf der Tagung „Thomas Harlans Täterliteratur“ im Literaturforum des Brecht-Hauses in Berlin geführt wurden. Zu Wort kommen Chris Wilpert, Clemens Böckmann, Michael Farin, Christoph Schneider, Sara Berger und Daniela Henke. Zu hören ist ein Auszug aus einer Lesung aus „Heldenfriedhof“ von Robert Stadlober. Die Auszüge aus „Rosa“ sprach Tina Klatte. Die Sendung enthält einen O-Ton aus der Dokumentation „Wandersplitter“ von Gabriele Voss und Christoph Hübner. Die Sendung entstand in Zusammenarbeit mit Lilli Helmbold. Musik: Massicot. Continue reading „01/2024 – Thomas Harlan“
12/2023 – Hamburger Aufstand (1923)
Diese Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge behandelt einen „Aufstand mit Absage“ – den Hamburger Aufstand von 1923. Im Krisenjahr 1923 wähnten KPD und Komintern die Zeit reif für einen weiteren weltrevolutionären Anlauf, der dieses mal von Deutschland ausgehen sollte, um die Oktoberrevolution aus ihrer Isolation zu befreien. Doch verschiedene Faktoren führten zur Absage des „deutschen Oktober“. Nur in Hamburg kam es dennoch zum Aufstandsversuch. Die beiden Historiker Knud Andresen und Marcel Bois sprechen über Hintergründe und Folgen des Hamburger Aufstands.
Links zum Thema: Continue reading „12/2023 – Hamburger Aufstand (1923)“
11/2023 – Kultur als Kitt
„Kultur ist der Kitt“ – dieser Satz von Claudia Roth ist der Ausgangspunkt dieser Radiosendung. Es soll darum gehen, was der Begriff der Kultur genauer heißt und welche Bedeutungsebenen darin enthalten sind. Es geht um eine Kritik der Kultur als Kitt, die gleichzeitig Kultur als solches nicht verwerfen möchte. Dazu hört ihr einen Vortrag mit dem Titel „Kultur als Theater um die Subvention oder Subversion„. Dieser Vortrag war die Eröffnung einer Veranstaltungsreihe, die derzeit im Infoladen im Conne Island stattfindet. Die Radiosendung möchte auf die Veranstaltungen dieser Reihe neugierig machen.
09/2023 – TSVEYFL
„Der Anarchismus ist tot – es lebe der Anarchosyndikalismus!“ Diese Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge stellt die dissensorientierte Zeitschrift TSVEYFL vor. Es geht um das Erbe des Anarchismus und um das Scheitern der anarchistischen Bewegung. Es geht um die Frage, was den Anarchosyndikalismus vom Anarchismus unterscheidet. Es geht um die Befreiung des Individuums und um das Verhältnis von Individuum und Kollektiv.
08/2023 – Chemnitz II
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Chemnitz zu einer wichtigen Industrie- und Handelsstadt. Der Industrialisierungsschub führte auch zu einer Zunahme von Arbeitskonflikten und Streiks – Chemnitz wurde zu einer Hochburg der sozialistischen Arbeiterbewegung. Am 1. August 2023 fand im Rahmen des Kantine-Festivals eine Stadtführung durch Chemnitz statt, die sich auf die Suche nach Spuren der Arbeiterbewegung und des Anarchismus begab. Dabei ging es u.a. um den Verlauf einzelner Streikbewegungen und das Wirken von Johann Most, der in Chemnitz die „Freie Presse“ aufbaute und für einige Furore sorgte. Diese Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge enthält Auszüge aus dieser Stadtführung. | Siehe auch: Wutpilger Streifzüge – 09/2022 – Chemnitz von hinten.
07/2023 – Kantine ‚Sabot‘
Der Anarchismus ist ein wichtiger Strang der modernen Arbeiterbewegung und er übt ganz gegenwärtig eine Anziehung auf jene aus, die sich mit den herrschenden Verhältnissen nicht abfinden wollen. Vom 31. Juli bis zum 05.August 2023 findet in Chemnitz das Kantine-Festival statt. Unter dem Titel Kantine ‚Sabot‘ finden in dieser Woche Vorträge, Workshops und Diskussionen statt, die sich mit der Theorie und Geschichte des Anarchismus auseinandersetzen. Diese Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge will auf die Kantine ‚Sabot‘ neugierig machen. Sie enthält ein ausführliches Interview von Radio T mit drei Mitgliedern des Orga-Teams des Kantine-Festivals. Außerdem ist ein Gespräch mit Hendrik Wallat über den russischen Sozialrevolutionär Isaac Steinberg zu hören.
06/2023 – Tacheles
Diese Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge widmet sich der Geschichte des Kunsthauses „Tacheles“ in Berlin Mitte – erzählt von Su Tiqqun, Autorin des Romans Zeugin und Täter. Das Tacheles war ein Ort für Kunst jenseits der Hochkultur, subkultureller Wallfahrtsort und Touristenmagnet. Es existierte von 1990 bis 2012 – es ist einer gewinnträchtigen Bebauung gewichen. „Zeugin und Täter“ erzählt von zauberhaften Momenten, einer Idee, die den Bach runter ging und von Gewalt, die sich seine Betreiber gegenseitig antaten.
Musik: Lindsay Cooper / Fred Frith / Gianni Gebbia / Lars Hollmer – Retorisk Fråga | „Matthias“ BAADER Holst – Nichts Sein Sein Nichts | Ur-Tacheles – Niño | Bill Dixon – Pellucity | Caspar Brötzmann Massaker – Die Tiere | Henry Cow ft. Lindsay Cooper – Pigeons | Fred Frith Electric Guitar Quartet – 10. D | Fred Frith Guitar Quartet – Ayaya Moses
05/2023 – Marinus van der Lubbe
Diese Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge widmet sich dem holländischen Rätekommunisten Marinus van der Lubbe (1909-1934), der 1933 auszog, um den deutschen Reichstag anzuzünden. Während heute wieder darum gerätselt wird, ob van der Lubbe tatsächlich dazu in der Lage gewesen sei, diese Tat allein zu vollziehen, widmet sich diese Sendung den politischen Motiven van der Lubbes. Ohne die rätekommunistische Kritik der offiziellen Organisationen der Arbeiterbewegung ist auch der Reichstagsbrand nicht zu verstehen. Zu Wort kommt der Autor Norbert Marohn. Verwendete Musik: Massicot.
03/2023 – Ab und Fuck
Hummel und Goiny haben ein Buch geschrieben. Ab und Fuck. Dieses Buch besteht aus Konstellationen. „Arbeit und Eier“ – „Glitter und Radkappe“ – „Rennstern und Reise“ – AB UND FUCK. Konstellation – das heißt: eine Vorlage geben, aufeinander antworten, den Raum zwischen zwei Begriffen ausmessen, verdeckte Hinweise geben, lesbar durch das Verbindungswort „und“. Ab und Fuck fängt zwei mal an und hört einmal auf. Ab und Fuck ist ein Band mit Gedichten, erschienen 2022 im Unverlag zu Halle. Ein Band mit Gedichten, geschrieben als Paar und zu Paaren. In dieser Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ waren Hummel und Goiny zu Gast und haben ein paar ihrer Texte vorgetragen. Für musikalische Rahmung sorgte Sirius Lee Hurt.
02/2023 – Die Kommunen vor der Kommune
Für die Geschichte der Arbeiterbewegung nimmt die Pariser Kommune von 1871 eine herausragende Rolle ein. Anarchistinnen und Kommunistinnen begriffen sie als Fanal und wollten auf je verschiedene Weise von ihren Fehlern lernen. Doch der Blick auf das Geschehen in der Französischen Hauptstadt und auf die Erlasse der Kommune-Regierung ist eine beschränkte Perspektive. Christopher Wimmer und Detlef Hartmann weisen darauf hin: Schon bevor in Paris die Kommune proklamiert wurde, gab es in der französischen Provinz Kommune-Bewegungen, die von unten kamen und den Kapitalismus in Frage stellten. Diese Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ bringt ein ausführliches Gespräch mit Wimmer und Hartmann über ihr Buch »Die Kommunen vor der Kommune 1870/71« (Assoziation A). Eine Sendung über lokale und städtische Autonomie, die Forderung nach der sozialen Republik, Lernprozesse sozialer Bewegungen, die Rolle der Frauen in revolutionären Vorgängen und die missverständliche Frage des Scheiterns.
■ bei Mixcloud hören | ■ bei Youtube hören | ■ Rohversion bei frn
01/2023 – 2boys ◐ Exwhite ◑ Sharizza
Diese Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ stellt drei Musikprojekte aus dem Raum Halle/Leipzig und ein Musiklabel vor. Es geht um TWO BOYS, EXWHITE, SHARIZZA und Turbo Discos. Die Protagonist:innen hinter diesen Projekten kommen selbst zu Wort. Diese Sendung widmet sich der Musik, dem musikalischen Ausdruck und dem drumherum. Es geht um die Frage, was einen antreibt selbst Musik zu machen, was darin verarbeitet wird und was damit Neues geschaffen wird.