Im Jahr 1913 riefen die sozialdemokratischen Ärzte Alfred Bernstein und Julius Moses zum Gebärstreik auf. Als Ärzte kannten sie die Not von Arbeiterfrauen und sie machten eine vermeintliche Überbevölkerung zum Problem. Die sozialdemokratische Parteileitung steuerte gegen: der Aufruf zum Gebärstreik sei individualistisch und bürgerlich. Zu den Versammlungen „Gegen den Gebärstreik“ kamen mehrere tausend Frauen. In der Forderung nach einem Gebärstreik erkannten sie ihre eigenen Interessen. Eine Sendung über Bevölkerungspolitik, Geburtenkontrolle, das Recht auf Selbstbestimmung und Geschlechterverhältnisse im Kapitalismus. Zu Wort kommt Anna Bergmann, die zur Geschichte der Gebärstreikdebatte geforscht hat.
Weiterführende Links
- Gebärstreikdebatte 1913: Mit Rosa gegen die Frauenbewegung
- Die Abtreibungspraxis im Deutschen Kaiserreich
- »Kanonenfutter« verweigern. Der Syndikalistische Frauenbund informierte in den 20er Jahren über Empfängnisverhütung und rief zum Gebärstreik
Literaturhinweise
A. Bergmann: Geburtenrückgang – Gebärstreik. Zur Gebärstreikdebatte 1913 in Berlin, in: Archiv für die Geschichte des Widerstands und der Arbeit, N°4, 1981 – [Link]
Uwe Fuhrmann: Sorgearbeit und ‚Gebärstreik‘, in: Uwe Fuhrmann, „Frau Berlin“ – Paula Thiede (1870-1919). Vom Arbeiterkind zur Gewerkschaftsvorsitzenden, Konstanz 2019 – [Link]
Texte zu Eugenik & PND
- Kritik im Handgemenge / Junge Linke: Hauptsache gesund – Behinderung und Krankheit als Super-GAU des bürgerlichen Individuums
- Lourdes Santander: Jede ist ihres eigenen Glückes Schmied – Parallelen und Unterschiede in der Diskussion um Sterbehilfe und Reproduktion aus einem feministischen Blickwinkel (Phase 2)
- Rebecca Maskos: Was heißt Ableism? Überlegungen zu Behinderung und bürgerlicher Gesellschaft